Emil Stumpp, Max Liebermann, Bertolt Brecht, Vicy Baum

Der Pressezeichner Emil StumppPazifist und Chronist seiner Zeit

21.07.2017–11.02.2018 im Grafischen Kabinett

In der Nacht vom 20. zum 21. April 1933 wurde der linksliberale „Dortmunder Generalanzeiger“, die auflagenstärkste deutsche Zeitung außerhalb Berlins, im Handstreich enteignet und in NSDAP-Besitz überführt. Eine wenig schmeichelhafte Porträtlithographie Adolf Hitlers bot den örtlichen Parteigrößen den gesuchten Anlass, das für die Demokratie streitende Blatt zum Schweigen zu bringen. Den braunen Machthabern kam dabei entgegen, dass sich das Hitlerbildnis leicht als vorsätzlich boshafte Karikatur und keineswegs als misslungene Zeichnung eines Dilettanten deuten ließ. Handelte es sich doch bei ihrem Urheber um den Pressezeichner Emil Stumpp, der zu dieser Zeit als Porträtgrafiker auf dem Höhepunkt seines Schaffens stand und als Künstler weithin hohes Ansehen genoss. Jetzt trug ihm die „Verhöhnung des Führers“ ein dauerhaftes Berufsverbot ein.

Bis dahin hatte er alle Großen dieser Welt gezeichnet: Dichter, Politiker, Sportler, Wissenschaftler, Künstler, Journalisten, Schauspieler, Menschen jeden Berufs. Als bekennender Pazifist galt sein besonderes Interesse den Repräsentanten der nach dem Ersten Weltkrieg aufblühenden Friedensbewegung. Für Stumpp verstieß es gegen die künstlerische Ehre, den Porträtierten zu schmeicheln. Seine Bildnisse sind durch und durch ehrlich und fanden dennoch oder gerade deshalb häufig die Anerkennung der Dargestellten. Nach dem Berufsverbot versuchte Stumpp, Vater von fünf Kindern, den Lebensunterhalt mühsam durch Arbeiten im Ausland zu sichern. Als er 1940 zur Beerdigung seiner Tochter zurückkehrte, wurde er denunziert und als Nazigegner zu einem Jahr Gefängnis verurteilt. Einige Monate später starb er in der Haft.

In Kooperation mit der Stiftung Deutsches Zeitungsmuseum